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Smart Economy
DER WELTRAUM IST ZURÜCK
Bekommt Deutschland bald einen eigenen Weltraumbahnhof?
17.07.2020
Berlin
Während sich erdgebundene Bürger mit Quarantänen auseinandersetzen, beginnt eine neue Ära der Weltraumforschung. Wie erweitern privatwirtschaftliche Akteure und Spitzentechnologien unseren Sprung in die Galaxie und wie stellen wir sicher, dass wir den Anschluss an „New Space“ nicht verschlafen?

Deutscher Weltraumbahnhof soll Start und Landungen für kleine Raketen ermöglichen
Nach Jahren der Stagnation haben aufstrebende Akteure und neue Technologien das Weltraumrennen im 21. Jahrhundert wieder in Gang gebracht. Während der Kalte Krieg wichtige wissenschaftliche und kommerzielle Errungenschaften ankurbelte, ließen die Fortschritte dramatisch nach, als die Begeisterung der Regierungen - und die Finanzierung - für die Erforschung des Weltraums nachließen. Aber versprechende technologische Fortschritte und lukrative Geschäftsmodelle haben das Thema wieder aufleben lassen, und private Unternehmen machen verlorene Zeit wieder gut. Neue Investitionen und neue privat-öffentliche Partnerschaften bedeuten, dass die Buchung eines Airbnb im Weltraum viel früher erfolgen kann als wir vielleicht denken. Länder wie Japan, China, Indien und die Emirate springen ebenfalls ein und erweitern die Grenzen der Geopolitik auf neue Höhen.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordert noch in diesem Jahr eine Entscheidung über die Frage eines eigenen Weltraumbahnhofs für kleine Raketen. Dieser soll als mobiler Startplatz in der Nordsee entstehen und bereits in zwei Jahren die erste Rakete in den Weltraum schicken. Die Frage der Finanzierung eines solchen Vorhabens orientiert sich derzeitig am US-Modell, bei dem die Regierung privaten Unternehmen die Nutzung der Infrastruktur gegen Gebühr zur Verfügung stellt. Das Bundeswirtschaftsministerium fordert die Industrie auf, konkrete Bedarfskataloge für sogenannte Starts mit Micro-Launchern zu ermitteln um eine Wirtschaftlichkeit und konkrete Unterstützung seitens der Regierung prüfen zu können.
Fest steht, dass die Kommerzialisierung des Weltalls bereits angefangen hat und wer den Anschluss nicht verpassen möchte, muss jetzt entsprechend reagieren. Markus Söder (CSU) wurde letztes Jahr noch müde belächelt und erntete Häme, als er sein Luft- und Weltraumprogramm „Bavaria One“ vorgestellt hat. Seit der „Berliner Weltraumerklärung“ des BDI erscheint die Idee vom „ersten Bayern auf dem Mond“ nicht mehr wie Polit-Satire, auch wenn es in der besagten bayerischen Idee gar nicht um bemannte Raumfahrt geht. „New Space“ ist inzwischen ein riesiger Markt mit einem jährlichen Umsatz von mehr als 470 Milliarden Dollar weltweit. Satelliten kleiner, billiger und spezialisierter zu machen – ob nun mit Bavaria One oder einem deutschen Weltraumbahnhof in der Nordsee – sollte ein Ziel der deutschen Wirtschaft und Forschung bleiben. Bayern und Bremen gelten als wichtigste Standorte für Raumfahrt in Deutschland. Mit Unternehmen wie Airbus, OHB und Tech-Start-Ups der Weltraumbranche werden bereits heute Komponenten für die Ariane Trägerrakete oder das Satelliten-Navigationssystem Galileo entwickelt. Die Entwicklung eines eigenen Weltraumbahnhofs sollte ein Indiz dafür sein, dass wir nicht zu spät auf technologische Entwicklungen reagieren wollen und „New Space“ als lukrativen Markt erforschen.