KREATIVES
DEUTSCHLAND
VISIONEN FÜR EINE URBANE ZUKUNFT
Die neuesten Nachrichten über die Stadt von morgen: Urban Tech Innovation, Kunst und Kultur, nachhaltige Strategien und aktuelle Trends

Stadtentwicklung
DIE STADTREVOLUTION
Mit Eco City soll der einstige Militärstandort Wünsdorf in eine multikulturelle Öko-stadt verwandelt werden
26.07.2020
Wünsdorf
Nicht mehr und nicht weniger als eine Stadtrevolution möchten die Macher von Eco City in Wünsdorf erreichen. Klimawandel, Flucht und Migration – das Projekt will die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts mit einer ökologischen Modellstadt als internationale Labor- und Bildungsstadt angehen.

Die Stadt der Selbstversorger soll als lebendiges Bildungs- und Ausbildungszentrum betrieben werden
Der Visionär heisst Ekhart Hahn, 77, und gilt als Pionier der nachhaltigen Stadtentwicklung. Der Architekt glaubt fest daran, dass die Stadt der Zukunft zu einer Renaissance der Kommunen und Quartiere führen wird. Die Eco City in Wünsdorf soll den dafür notwendigen Lernprozess schaffen.
Von der verbotenen Stadt zum Ort der Offenheit
Nach der Besetzung der Stadt 1945 durch das Oberkommando der russischen Streitkräfte wurde Wünsdorf zur größten Garnison der Roten Armee ausgebaut, mit Kasernen, Wohnhäusern, Sport und Kulturanlagen. In der gesamten Zeit des kalten Krieges war die Stadt für DDR-Bürger gesperrt. Die Geschichte des Ortes macht das Vorhaben der Eco City umso interessanter. Ekhart Hahn ist angetan von den denkmalgeschützten Ensembles in Wünsdorf. Die einstigen Militärbauten sollen in Seminarräume, Werkstätten und interkulturelle Zentren transformiert werden.
Öko-Städte sollen unser Überleben sichern
Eco City sieht die lokale Kreislaufwirtschaft als die Lösung für nachhaltige Stadtentwicklung. Sie setzt hier mit ihren vier Kernelementen - Campus, Akademie, Eco Station und Ästhetik - an. Die Eco City soll ein zellularer ökologischer Stadtorganismus werden, der möglichst autark betrieben werden soll. Ihre Bewohner sind Konsumenten und Produzenten zugleich, und sollen sich weitestgehend selbst versorgen. Dazu werden sie erneuerbare Energien nutzen, lokale Wasser- und Nährstoffkreisläufe, Cradle-to-Cradle-Technologien für langlebige und recycelbare Produkte sowie konsequent nachhaltige Mobilitätslösungen.
Die neue Wünsdorfer Öko-Siedlung soll aber vor allem eine Campus-Stadt für Bildung und Ausbildung werden. In ihr sollen zum großen Teil Auszubildende wohnen, leben und arbeiten, die im Bereich nachhaltiger Stadtentwicklung unterrichtet werden. Menschen aus Krisengebieten, Deutsche, Europäer und internatsionale Studierende sollen in der Eco City Konzepte einer zukunftsfähigen Urbanität erproben. Unterstützt von Experten, Praktikern, NGOs und Stiftungen, entsteht in Wünsdorf eine Zukunftsschmiede und ein Ort des ständigen Austausches mit Interessierten der Region wie auch Akteuren aus aller Welt. Ausgehend von dieser Modellstadt sollen künftig immer mehr Städte nach dem Prinzip der lokalen Kreislaufwirtschaft funktionieren.
Wird die Stadt schon gebaut?
Nein. Die Frage, die sich hier stellt ist aber weniger eine finanzielle sondern die Frage einer Grundeinstellung. Unweit von Wünsdorf siedelt sich mit Tesla gerade Elon Musk an, ein anderer Visionär, der die eingeschlafene deutsche Autoindustrie gewaltig aufrütteln wird. Der kalifornische Milliardär kam mit Fanfaren in Brandenburg an und wird in den nächsten Jahren mit Tesla auch erhebliche Auswirkungen auf die hiesige Wirtschaft haben. Die Frage, die uns umtreiben sollte ist daher weniger eine Frage der Finanzierung, sondern eine Frage der Vision. Wir haben das Know-How, wir haben die Experten – den Mut zum Wandel müssen wir auch aufbringen können.