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Technologie
VERÄNDERT DIE VIRTUELLE REALITÄT DIE DESIGNWELT?
Vom Handzeichnen zum CAD und zurück
27.07.2020
Mainz
Die virtuelle Realität verändert die Designlandschaft rasant. Der derzeitige Aufschwung der Tech-Crowd könnte tatsächlich einen massiven Einfluss auf die Designbranche haben - wenn sie die Wandlung von Neuheit zu Innovation vollziehen kann.

VR-Modellierung, Bild: flyingshapes °
Auch wenn Virtual Reality Computing immer noch so erscheint als wäre es aus dem Minority Report entsprungen, ist die neue Technologie gerade dabei den Entwurfsprozess neu zu erfinden. Sie wird für die Designbranche immer zugänglicher und erschwinglicher und findet eine wachsende Anwendung.
Eine intuitive Benutzererfahrung, die 3D-Modellierung und VR kombiniert
Der größte Vorteil von VR ist die Fähigkeit, Nutzer in reale oder fiktive Umgebungen (oder in eine Mischung der beiden) zu platzieren, und ihnen die Gestaltung des Raumes oder der Objekte mithilfe von einem intuitiven, körperlichen Einsatz, zu ermöglichen. Vorbei die Zeiten der CAD Programme am Schreibtisch (und den vielen gekrümmten Rücken, die damit umgehergehen) und hin zu einer dreidimensionalen Entwurfwelt, in der man mit den Controllern in den Händen alles gestalten kann.
Die Entwickler von flyingshapes ° haben sich speziell auf den Prozess der Konzeptmodellierung und Formfindung für Kreative fokussiert. Die fliegenden Formfinder aus Mainz möchten dabei die breite Schicht der Designer ansprechen, von Industrie- über Transportdesigner bis hin zu Architekten, und ihnen den Zugang zu einer virtuellen Gestaltung ermöglichen.
Das Schlüsselwort heisst „erleben“
VR steht kurz vor der weltweiten Akzeptanz und langsam wird der Punkt erreicht, in dem sich äußerst praktische und profitable Anwendungen in verschiedenen Disziplinen ergeben. Von der Gesundheitsversorgung über Technologie bis hin zur Bildung wird die virtuelle Realität die Lebensweise nachhaltig beeinflussen.
Während klassische CAD-Anwendungen ein Umfangreiches Knowhow voraussetzen und damit Zeit in Anspruch nehmen, um sie zu beherrschen, ist der Ansatz von VR Modellierung Benutzer in eine ganzheitlich immersive 360-Grad-VR-Umgebung zu versetzen, sodass sie alle Dimensionen eines Objekts im Rahmen einer simulierten Wirklichkeit erleben können.
flyingshapes ° will genau dort ansetzen und hat einen „intuitiven VR-CAD-Workflow und haptische Steuerelemente“ entwickelt, mit denen User Ebenen, Formen und Oberflächen bearbeiten können, um 3D-Skizzen mit Handgesten für professionelle Design-Workflows zu gestalten.
"Unsere Vision ist es, CAD so zugänglich wie eine iPhone-App zu machen", sagt Dr. Johannes Mattmann, Mitbegründer von flyingshapes °. „Herkömmliche CAD-Anwendungen weisen eine steile Lernkurve auf und erfordern, dass Designer 3D-Modelle in 2D-Arbeitsbereichen erstellen. Wir unterbrechen klassische CAD-Workflows, indem wir Designern ermöglichen, 3D-Modelle in einer vollständig virtuellen Umgebung zu skalieren und mit ihren Händen Objekte zu erstellen und zu bearbeiten. “
Handarbeit, was war das nochmal?
Auch wenn die 3d-Modellierung zunächst wie eine extreme technologische Evolution des Gestaltungsprozesses erscheint, bringt sie tatsächlich das taktile Design und die Handarbeit in unsere Arbeitswelt zurück, auch wenn das Zeichnen von Hand schon vor einem Vierteiljahrhundert vom dem französischen Architekten Bernard Tschumi zum Aussterben verurteilt wurde. Als seine Schüler an der New Yorker Columbia eine Welt alternativer Geometrien und amöbischer Formen eröffneten, schlug Tschumi vor, dass der Architekt der Zukunft weniger ein erfahrener Zeichner als vielmehr ein weitreichender digitaler Spezialist sein würde. Seitdem haben immer mehr unserer Gebäude als Linie auf einem Bildschirm begonnen, bevor sie der Welt in Form von raffinierten CAD-Renderings gezeigt wurden. Im Grunde widerlegt die Virtuelle Realität diese Prophezeiung und sorgt für eine Renaissance des Körperlichen. Oder sie stellt zumindest Tastatur und Maus als natürliche Verlängerungen unserer Gliedmaßen in Frage.